Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

Schmerzmedizin

Schmerz lässt nach

Qualen messbar machen und sie lindern: In der Klinik für Schmerzmedizin des Rotes Kreuz Krankenhaus behandeln Ärzte und Therapeuten unerträg­liche neuropathische Schmerzen.

Dorothee Weihe

22 S19 01
Mit einem stumpfen Metallstift prüft Chefarzt Dr. Joachim Ulma spitze Schmerzreize am Fuß eines Patienten. Dies ist einer von 13 standardisierten Einzeltests der Qualitativen Sensorischen Testung, mit der Wahrnehmungs- und Schmerzschwellen gemessen werden können.

»Viele Schmerzpatienten haben eine lange Ärzte-Odyssee hinter sich, wenn sie zu uns kommen«, sagt Dr. Joachim Ulma, Chefarzt im ›Bremer Schmerzzentrum‹ des Rotes Kreuz Krankenhaus (RKK). Seit mehr als 35 Jahren werden im Schmerzzentrum Menschen behandelt, die an akuten und chronischen Schmerzen leiden – an Phantom-, Rücken-, Kopf-, Tumor- oder Gesichtsschmerzen, Schmerzen aufgrund von Rheuma, Durchblutungsstörungen, neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen. Ein besonderer Schwerpunkt des Klinikteams ist die Diagnostik und Therapie von Nervenschmerzen (neuropathische Schmerzen). Wenn eine ambulante Therapie nicht ausreichend ist, stehen im Bremer Schmerzzentrum des RKK vierzehn Betten für die Behandlung schwer chronisch Schmerzkranker bereit.

Vom Harmlosen Bruch Zur Invalidität

Neuropathische Schmerzen entstehen durch Schäden an den großen oder kleinen Nervenfasern. Neben Erkrankungen wie Diabetes, Gürtelrose und Alkoholismus können sie auch durch Chemotherapien hervorgerufen werden. Häufiger jedoch beginnt die Schmerzodyssee mit einer vermeintlich unkomplizierten Verletzung, wie zum Beispiel einem tiefen Schnitt oder einem gebrochenen Handgelenk, berichten die Schmerzexperten im RKK. Wenn Verletzungen trotz erfolgter Behandlung und Ausheilung weiterhin andauernde und sich ausbreitende Schmerzzustände hervorrufen, sprechen sie vom komplexen regionalen Schmerzsyndrom (CRPS, Complex Regional Pain Syndrome) oder Morbus Sudeck. Bei CRPS-Patienten treten nach einem Bruch oder einer Operation Funktionsstörungen der kleinen Gefäße und Nerven auf, die neben Schmerzen zu Hautveränderungen, Ödemen, gestörter Temperaturanpassung, Knochen- und Gelenkveränderungen führen können. In schweren Fällen bleibt die Funktion dauerhaft eingeschränkt. Um dies zu verhindern und dem schmerzauslösenden Mechanismus auf die Spur zu kommen, nutzen Chefarzt Dr. Ulma und sein Team die Methode der Quantitativen Sensorischen Testung (QST). 2013 richtete das RKK in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Forschungsverbund ›Neuropathischer Schmerz‹ ein eigenes QST-Labor ein. Hier testen die speziell ausgebildeten Fachkräfte die Funktionsfähigkeit der kleinsten Nervenfasern und können so den schmerzauslösenden Mechanismus identifizieren. Je früher die CRPS-Therapie eingeleitet wird, umso größer sind die Erfolgsaussichten.

Termine In Der Schmerzambulanz

Zur Anmeldung im Bremer Schmerzzentrum benötigen ambulante Patienten eine Überweisung ihres behandelnden Arztes. Es wird ein Fragebogen zugesandt, den der Patient zurückschickt, bevor schriftlich ein Termin zugeteilt wird. Die Morbus-Sudeck-Sprechstunde ist dienstags von 10 bis 13 Uhr, Telefon 0421-55 99-277. »Die Wartezeiten für Schmerzkranke sind überall in Deutschland lang – die Erstvorstellung kann, je nach Ergebnis der Prüfung des Fragebogens, Wochen oder Monate dauern. Deshalb sollte der Hausarzt bei Schmerznotfällen direkt Kontakt mit uns aufnehmen«, rät Chefarzt Ulma.

Kontakt

Dr. Joachim W. Ulma
Chefarzt der Klinik für Schmerzmedizin – Schmerzzentrum
0421-5599-277
weihe.d@roteskreuzkrankenhaus.de

Rotes Kreuz Krankenhaus

St.-Pauli-Deich 24

28199 Bremen
www.roteskreuzkrankenhaus.de

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