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Geschichte der Diagnostik

Wie erfahren wir, was uns krank macht?

In den letzten hundert Jahren haben sich die Untersuchungsmöglichkeiten ständig erweitert. Dank moderner Technologien erfuhren insbesondere die bildgebenden Verfahren eine rasante Entwicklung. Eine kleine Geschichte der Diagnostik.

Christina Müller

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Die Diagnostik hat sich in den letzten 125 Jahren durch immer wieder neue technische Errungenschaften schnell weiterentwickelt.

Hippokrates (460–370 vor Christus), der als Urvater der Medizin gilt, versucht es zunächst von außen. Krankheit ist für ihn ein Zeichen für das Ungleichgewicht der Körpersäfte. Dem gilt es auf die Spur zu kommen, zum Beispiel über die Schau des Harns. Im Mittelalter ist die sogenannte Uroskopie Goldstandard der Diagnostik. Die Erfahrungen zeigen: Ist der Urin rot, lässt das auf eine kranke Niere schließen, braun auf ein Problem mit der Leber. Flocken deutet man als Zeichen einer Entzündung.

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»Eine sensationelle Entdeckung. Am überraschendsten ist das Bild einer menschlichen Hand, das durch die erwähnte Fotografie entsteht, um deren Finger die Ringe frei zu schweben scheinen. Die Weichteile der Hand sind nicht sichtbar.«
Frankfurter Zeitung, 7./8. Januar 1895

Im 16. Jahrhundert blicken Künstler:innen und Mediziner:innen ins Innere des Körpers – trotz vehementem Einspruch der Kirche. Den Anfang macht der flämische Chirurg Andreas Vesalius. Er seziert Leichname von gerichteten Straftäter:innen, kocht die Knochen ab, fügt sie wieder zusammen, hält präzise fest, was er sieht, und begründet so die moderne Anatomie. In die lebenden Patient:innen versucht man bald mit starren Endoskopen zu schauen. Das erste EKG zeigt den Herzschlag von Jimmy, der Dogge des Physiologen Augustus Desiré Waller, im Jahr 1882.

1895 gelingt Wilhelm Conrad Röntgen mit der zufälligen Entdeckung der X-Strahlen erstmalig die Durchleuchtung des menschlichen Körpers. Die erste Aufnahme zeigt die Hand seiner Frau Martha samt Fingerring. Dieses Ereignis gilt bis heute als Geburtsstunde der bildgebenden Verfahren, weshalb die Strahlen bis heute Röntgens Namen tragen.

Das Bremer Krankenhaus St. Joseph-Stift ist 1898 das erste Haus in Deutschland, das die Röntgenstrahlen im klinischen Routinebetrieb einsetzt. 125 Jahre ist das her. Seitdem sind bildgebende Verfahren aus der Diagnostik nicht mehr wegzudenken.

Noch tiefer und präziser schaut ab 1972 die Computertomografie: Digitale Schnittbilder offenbaren selbst kleinste Anomalien. Aber es geht noch weiter: Die Magnetresonanztomografie zeigt bald präzise Bilder von Organen und Muskeln; der erste Ultraschall (Sonografie) sogar das ungeborene Kind. Später auch in 3D und 4D.

Ende des 20. Jahrhunderts will man das menschliche Genom entschlüsseln. 2003 ist der genetische Code geknackt. Viele Krankheiten lassen sich heute im Erbgut eines Menschen erkennen, lange bevor sie ausbrechen. Ob und mit welcher Wahrscheinlichkeit das geschieht, das Genom kann es mitunter verraten.

Auch wenn moderne Technologien immer mehr Möglichkeiten der Körperschau bieten: Entscheidend bleibt die Interpretation der Ergebnisse durch erfahrene Mediziner:innen. Denn jeder Mensch ist individuell – bis in den Krankheitsverlauf hinein. Ein ganzheitlicher Blick ist also notwendig, um Krankheitsursachen auf den Grund zu gehen und passende Behandlungen zu empfehlen. Dazu gehören auch der Austausch der einzelnen medizinischen Fachrichtungen untereinander und die Beteiligung an der internationalen Forschung.

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