Freie Kliniken Bremen — Vierfach umsorgt

Nierenerkrankungen im Alter

»Wir wollen helfen, die Wissenslücke zu schließen«

Welche Risikofaktoren haben Menschen über 80 Jahre, eine akute Nierenschädigung zu erleiden? Welchen Einfluss hat Gebrechlichkeit? Ist eine Prävention möglich? Eine Studie der Medizinischen Klinik des Rotes Kreuz Krankenhaus, gefördert durch die renommierte Dr. Werner Jackstädt-Stiftung, soll Antworten finden.

Mag24 Rkk Nieren H
Professor Dr. Stefan Herget-Rosenthal, Chefarzt der Medizinischen Klinik und Ärztlicher Geschäftsführer des RKK

Gesundheit:Bremen: Warum ist diese Studie wichtig?
Professor Dr. Stefan Herget-Rosenthal: Durch das Altern der Bevölkerung steigt die Zahl von Patienten mit Nierenerkrankungen kontinuierlich an. Etwa ein Sechstel aller RKK-Patienten ist über 80 Jahre alt. Aber die Studienlage, insbesondere für eine so häufige und ernste Diagnose wie das akute Nierenversagen, ist unzureichend. Aussagekräftige Studien gibt es bislang nur für 40- bis 70-Jährige – diese Ergebnisse sind aber nicht ohne Weiteres auf ältere Menschen mit hoher Gebrechlichkeit und mehreren Begleiterkrankungen übertragbar.

Was ist Ihr Forschungsziel und wie profitieren die Patienten?
Wir wollen herausfinden, ob und welchen Einfluss Gebrechlichkeit auf die Entstehung eines akuten Nierenversagens hat, welche Krankheiten im Vorfeld eine Rolle spielen, ob und welche modifizierbaren Risikofaktoren es gibt. Dann interessiert uns, wie es den Patienten nach einem Jahr ergangen ist, ob sie zu Hause oder in Pflegeeinrichtungen untergebracht waren, dialysiert werden und ob sich ihre Nierenleistung wieder erholt hat. Wir suchen Antworten auf die Frage: Wie kommt es zur plötzlichen Verschlechterung der Nierenleistung hochbetagter Patienten? Und wir prüfen, ob es Möglichkeiten zur Vorbeugung gibt. Wir wollen dabei helfen, die weltweite Wissenslücke zu schließen und Erkenntnisse zur Verbesserung der diagnostischen und therapeutischen Versorgung von sehr alten Patienten mit akutem Nierenversagen beizutragen. Die Ergebnisse der Studie werden natürlich später veröffentlicht.

Wie wird die Studie durchgeführt?
Wir starten eine retrospektive Untersuchung in der Medizinischen Klinik – mit einem speziellen Team und zusätzlichen Arbeitskräften. Nachträglich nehmen wir die Krankenakten aller über 80-jährigen RKK-Patienten, die im Jahr 2015 mit akuter Nierenschädigung bei uns waren, genauestens unter die Lupe.

Warum genau eignet sich das RKK für eine solche Studie?
Das RKK ist prädestiniert, weil wir als Akutkrankenhaus – im Gegensatz zu spezialisierten Universitätskliniken – Patienten aller Altersgruppen versorgen. Gleichzeitig haben wir weitreichende Erfahrungen: Die Diagnostik und Behandlung von akutem Nierenversagen, auch Nierenersatzverfahren, gehören seit fast 50 Jahren zu unseren ausgewiesenen Kernkompetenzen. So sahen es wohl auch der Vorstand und das Kuratorium Medizin der Stiftung, die den Antrag der Klinik auf Fördermittel von mehr als 30.000 Euro positiv beschieden. Die Dr. Werner-Jackstädt-Stiftung fördert unter anderem Projekte, die sich mit Entstehung, Diagnostik und Therapie des akuten Nierenversagens befassen.

Das Gespräch führte Dorothee Weihe.

Kontakt

Prof. Dr. Stefan Herget-Rosenthal
Chefarzt der Medizinischen Klinik / Ärztlicher Geschäftsführer RKK
0421-5599-301
herget-rosenthal.s@roteskreuzkrankenhaus.de

Rotes Kreuz Krankenhaus
St.-Pauli-Deich 24
28199 Bremen
www.roteskreuzkrankenhaus.de

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